Der Vasall des Königs by Wolf Daniel

Der Vasall des Königs by Wolf Daniel

Autor:Wolf, Daniel
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-11-18T16:00:00+00:00


Kapitel VII

Das verheilt gut«, sagte der Wundarzt, als er den Schnitt an Balians Hüfte untersuchte. »Reib es weiter mit Salbe ein und bete jede Nacht zum heiligen Sebastian. In einigen Tagen sollte die Wunde nicht mehr schmerzen.«

»Habt Dank.« Balian zog sich an. »Könntet Ihr noch einmal nach den Frauen sehen?«

»Da komme ich gerade her. Es geht ihnen gut, auch den Kindern und der Schwangeren. Mehr kann ich nicht für sie tun.«

Mehr hätten sie sich auch gar nicht leisten können, denn für die Waffen aus dem Heerlager hatten sie im Dorf nur ein paar Pfennige bekommen. Das Geld hatte gerade gereicht, um alle Verletzten notdürftig behandeln zu lassen.

Der Medicus verabschiedete sich, und Balian warf sich seinen Mantel über die Schultern, ehe er den Palas verließ. In der großen Halle hielt sich gerade niemand auf, denn die Bediensteten gingen im Hof von Burg Oud Haerlem emsig ihrer Arbeit nach; auch der Burgherr ließ sich nicht blicken an diesem trüben Abend Ende Januar. Vermutlich war er oben in seiner Kammer und vergnügte sich mit Élodie.

Balian stieg die Treppe hinab und schritt wenig später durch das Tor und über die Zugbrücke, von der aus ein breiter Pfad hinunter zur kleinen Ortschaft Heemskerk unweit der Küste führte. Ein kalter Wind pfiff über die Dünen und ließ Balians Augen tränen, als er die riedgedeckten Hütten erreichte. Die Dirnen hausten in der alten Zehntscheune, denn der Burgherr wollte sie nicht in seinem Haus haben. Abgesehen von Élodie natürlich, der es gelungen war, den Edelmann vom ersten Moment an zu verzaubern, sodass er sie zu seiner Kurtisane gemacht hatte. Kennemerland war nicht die Lombardei, und der Kastellan kein italienischer Prinz, gleichwohl hatte Élodie vermutlich für die nächste Zeit ausgesorgt. So viel abgebrühte Gerissenheit konnte Balian nur bewundern.

Die einfachen Soldaten dagegen teilten die Vorbehalte ihres Herrn nicht. Täglich kamen sie zu der Scheune und nahmen die Dienste der Frauen in Anspruch. Als Balian das windschiefe Holzgebäude betrat, waren gerade Gertgin und eine andere Dirne mit zwei Kriegsknechten zugange. Die übrigen Frauen saßen untätig herum oder kümmerten sich um die Kinder. Als sie Balian erblickten, sprangen sie auf, umarmten ihn und wollten gar nicht mehr aufhören, ihn zu küssen. Er war nun ihr Held. Hätte er es darauf angelegt, hätte er morgens, mittags und abends eine andere Dirne haben können. Kostenlos.

Als die Frauen endlich von ihm abließen, setzte er sich neben Elsje auf einen Strohballen. Er wollte mit ihr reden, doch er wusste nicht recht, wie er anfangen sollte.

»Schön, dass ihr euch erholt habt«, begann er.

»Der Medicus war eine große Hilfe. Danke, dass du ihn zu uns geschickt hast.« Elsje grinste. »Auch die Geschäfte gehen nicht schlecht, wie du siehst.«

»Also wollt ihr vorerst hierbleiben.«

»Ich schätze schon. Bis sich etwas Besseres findet.«

»Élodie wird euch wohl in jedem Fall verlassen«, sagte er, und die blonde Dirne lächelte wieder.

»Das durchtriebene Biest. Wäre ich nur so schön wie sie. Dann hätte ich mir längst auch einen Edelmann geangelt. Und du? Was wirst du tun?«

»Ich weiß es nicht. Abwarten, schätze ich, bis Nachrichten aus dem Norden kommen.



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